Programme

Konzerte des Ensembles sind meist Themenkonzerte, d. h. wir stellen unsere Programme nicht nur nach musikästhetischen und musikhistorischen Gesichtspunkten zusammen wir stellen jedem Programm ein Thema voran.

Sie hören uns in Kirchen, in Konzertsälen, in Schlössern, in Kurhäusern, bei Betriebsfesten, bei Kongressen, zu Ausstellungseröffnungen.

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Colombey, Schweiz, 2013

Hamburger Hauptkirche St. Katharinen, Januar 2020

Befiehl dem Engel, dass er komm

Befiehl dem Engel, dass er komm

Der Titel stammt aus einem alten Abendhymnus, der –in Übersetzung– bis in das gegenwärtige Gesangbuch überliefert ist: „Christe, du bist der helle Tag, vor dir die Nacht nicht bleiben mag“. Die vorletzte Strophe beginnt mit der Bitte, Gott möge die Engel senden zum Schutz vor den Anfechtungen des Bösen und als Wächter zur Bewahrung des Menschen in den Stunden des Dunkels: „Befiehl dem Engel, daß er komm ...“

In der Nähe des Unnahbaren besingen Engel in beständigem Jubel die Schönheit und Erhabenheit Gottes: „Heilig, heilig, heilig“.

Als Boten Gottes spielen Engel eine wichtige Rolle in der christlichen Frömmigkeit. So besingen es auch die Motetten von Jean de Castro „Herr, gedenke deines Bundes und sende uns Deinen Engel...“ und Michael Praetorius „Der Engel, der alles Leben leitet ...“.

Doch sind die Engel älter als alle Religionen und begegnen uns in unterschiedlichen Traditionen mit ganz verschiedenen Namen und Gesichtern. Viele von ihnen sind in die Texte der Bibel und in die Lehre der Kirche aufgenommen. Engel verkünden den Hirten die Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem (Motetten von Pietro Vinci und Michael Praetorius) und auch die Frauen, die am Ostermorgen ratlos vor dem leeren Grab in Jerusalem stehen, erfahren durch Engel, daß Jesus auferstanden sei (Motette von William Byrd).

Zwei Engel tragen in der Bibel Namen: GABRIEL, der Maria die Geburt eines Kindes verheißt und immer für den Neuanfang, für den Morgen und den Osten steht, und MICHAEL, der als Seelengeleiter der Verstorbenen dem Bereich des Todes und der Nacht, dem Abend und dem Westen zugeordnet ist.

Sind im biblischen Denken die Phänomene „Engel“, „Geist“, „Wind“ und „Atem“ eng miteinander verbunden und zeitweilig synonym, so trägt das Instrumentarium des Ensembles dem in besonderer Weise Rechnung: Blockflöten („wind instruments“) und menschliche Stimme werden erst durch den Atem zum Klang gebracht.

Das Programm lädt ein zu einer neuen Begegnung mit den alten Symbolen, zur ruhigen Bertrachtung und zur lebendigen Inspiration.

Der Himmel ist in dir

Die Textzeile „Der Himmel ist in dir“ aus einem der im Programm zu hörenden Gedichte von Angelus Silesius (in einer Vertonung für Singstimme und Flöte) setzt einen Imperativ, wie ihn viele Mystiker setzen: Du, Mensch, bist es, der für Dein Schicksal verantwortlich ist. Du bereitest Dir (und den anderen) den „Himmel“ und, wie Silesius fortfährt „auch der Höllen Qual“.

Diese Auseinandersetzung mit dem selbstverantworteten Schicksal durchzieht das Programm: neben vertonten Texten von Angelus Silesius stehen Texte und Klänge von Hildegard von Bingen, deren Sehnsucht nach dem Himmlischen Jerusalem im Kontext mit dem Ruf des Angelus Silesius (rund 600 Jahre später) eine andere Inten­sität des persönlichen Aufrufs erhält: es geht nicht um Flucht in eine jenseitige Wirklichkeit, es geht um Annähe­rung des Jetzt und Hier an diese Wirklichkeit.

Der Weg dieser Annäherung wird besungen im Text des persisch-afghanischen Mystikers Rumi (1207 – 1273), der im Bild des von seiner Wurzel abgeschnittenen Bambusrohrs, das zur Flöte wird, die Trennung der Seele von ihrem Ursprung beklagt; in der Vertonung von Renate Kelletat wird die Klage der Rohrflöte überhöht zur Hoff­nung auf die Annäherung an den „Himmel in dir“.

Die ebenfalls für Singstimme und Flöte gesetzten Texte islamischer Mystiker weisen einen Weg dieser Annähe­rung, wenn sie von einem „wunschlosen Herzen“ und von „Entsagung“ reden – das ist der Weg, der im NT in den Seligpreisungen gezeigt wird.

Der Text des indisch-bengalischen Dichters Tagore zeigt im Bild des Harfenklanges den Weg der Öffnung für die Liebe Gottes, die immer auch eine Liebe zum Menschen ist.

Die in unseren Vorstellungen mit „Himmel“ verbundene Fröhlichkeit, Spannungen, die sich auflösen in Harmo­nie, spiegeln sich in den früh- und hochbarocken Werken des Programms, von Frescobaldi, Purcell, Pachelbel, Bach – Himmelsmusik, die in dir, in uns klingen kann.

Lux vita est

Der Titel „LUX VITA EST“ (Das Licht ist das Leben) weist auf uralte christliche Traditionen hin: Christus als „Licht der Welt“ -- und gerade in diesen Tagen des Jahres, in denen spürbar das Licht des Tages wieder vor dem Dunkel der Nacht weicht, werden wir so auf das verwiesen, was unserem Leben Ziel und Sinn gibt: Musik und Texte dieses Programms können helfen, den inneren Raum zu berei­ten und empfäng­lich zu werden für die schöpferische Dimension des Lichtes: Licht – Bedingung und Vollendung aller Lebendig­keit, Sinnbild des Schöpfers, Glanz dieser Welt und der Welt, die kommt. Und es ist kein Zufall, dass der Titel des Programms zwar auf christliche Tradition verweist, aber dennoch im Zentrum des Programms geradezu programmatisch der Hymnus „Du bist das Licht“ von `Attar, einem östlichen Mystikers steht, der von Renate Kelletat vertont wurde: die Universalität des Themas wird dadurch unterstrichen.

In der mystischen Schau offenbart sich Gott dem geistigen Auge als lichter Hori­zont oder gleißender Strahl. Mystiker in christlicher Tradition (wie Hildegard von Bingen) oder des Islam (so `Attar) künden von diesem Licht in einer Fülle von Bildern: von Geistes­feuer, Tag, Sonne, Mond, Stern, Schein, Kerze und Glanz ist die Rede. Zwischen den beiden Strophen dieses Hymnus, die im sich ver­stärkenden Wechsel­spiel von Singstimme und Soloflöte das Licht besin­gen, steht als faszinierender musikalischer Kontrast Schatten, eine Komposition für Soloflöte.

Hildegard von Bingen sieht in ih­rem Hymnus Licht als Geschenk des trö­stenden Gei­stes. Die gregorianischen Gesänge feiern das Himmelslicht. Und auch in der (hier instru­mental ausgeführten) Kom­position von Guillaume Dufay (15.Jh.) wird das Licht der Trinität gepriesen: Lux beata trinitas.

Über die virtuos-strahlenden Klänge einer früh­barocken Canzo­ne des 17.Jh. (Frescobaldi) und die opulen­te ba­rocke Farbigkeit eine Triosonate und einer Suite von Henry Purcell, dessen 450. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, führt das Pro­gramm zu der tief­gründigen Choralbearbeitung über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ eines der Groß­meister pro­testantischer Kirchen­musik, Dietrich Buxtehude.

Die drei Musikerinnen von Musica Tre Fontane, jede sowohl Blockflötistin als auch Sängerin, arbeiten seit mehr als 20 Jahren zusammen: Renate Kelletat, die aus ihrer Lehrtätigkeit u.a. am Hamburger Konserva­to­rium und aus ihren Forschungsergebnissen zur Ornamentik und zur Auffüh­rungspra­xis vieles in die Ensemble­arbeit einbringt, Donata Dörfel, deren Be­schäfti­gung mit den theologischen Hintergrün­den der geistlichen Musik den Programmen zu ihrer in­haltli­chen Geschlos­senheit und ihrer Aussagekraft verhilft, und Erdmute Kather, die zusätzlich als Pianistin und Cembali­stin tätig ist und im Ensemble auch das Cem­balo spielt. Sie sind in aller Welt aufge­tre­ten, so in vielen Ländern Europas, in Israel/Palästina, in Japan, in China und in den USA.

Das Instrumentarium umfasst außer Block­flöten aus den besten Werkstätten unserer Zeit (Apel, Bergstrøm, Blezin­ger, Breukink, Diesen, Ehlert, Hanson, Klemisch, Rohmer) auch ein Cembalo, einen histori­schen Nachbau eines italienischen Instruments aus dem 17. Jh. aus der Werkstatt des Hamburger Cembalobauers Martin Kather.

Magnifikat

Geistliche Musik aus Mittelalter (Hildegard von Bingen, Gregorianik, Dufay), Früh- und Hochbarock (Frescobaldi, Purcell, Bach) und Gegenwart